Ereignisse Rasender Roland

 

Ereignisse um den Rasenden Rolands auf Rügen!
Eine kleine Chronologie
Puttbus, 02.06.2004 (BA)
Wie Bahnaktuell bereits mehrfach berichtet hat, wurde der am 10.03.2004 vollzogene Verkauf sämt- licher Gesellschafteranteile der RüKB an die Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft (EBG) des Ludger Gutt- wein am 21.05.2004 rückabgewickelt. Somit befindet sich die Gesellschaft mittlerweile wieder vollstän- dig im Eigentum von Bernhard van Engelen. Eine kleine Chronologie der Ereignisse finden Sie in den nachfolgenden Zeilen.

Kleine Chronologie
Sah es die ersten Wochen nach der Übernahme durch Ludger Guttwein noch alles danach aus, dass der Kleinbahnbetrieb in bewährter Form fortgeführt würde, änderte sich dies schlagartig am 27.04.2004. Der Betrieb wurde durch Guttweins neuen Betriebsleiter aufgrund eines festgestellten Mangels am Bahndamm (km 42,6) eingestellt (wir berichteten bereits). Die Überführung von Lokomotiven und Wagen zur Aufrechterhaltung eines Inselbetriebes zwischen Binz und Göhren wurde ebenso abgelehnt, wie zeitnah eingegangene und kostengünstige Angebote zur raschen Behebung des Mangels.
Für die gesamte Strecke wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Am 03.05.2004 wurde für Bodenuntersuchungen im Bereich des defekten Bahndammes ein ca. 10 m langes Gleisjoch entnom- men und der Bahndamm abgetragen. Die Strecke war nun endgültig unterbrochen.

Bereits einen Tag später wurde mit dem Abtransport von Dampflokomotiven in das Eisenbahnmuseum Prora begonnen. Dort sollten Vermessungen durch Spezialisten des Dampflokwerkes Meiningen (DLW) für spätere Hauptuntersuchungen erfolgen. Ein entsprechender Auftrag wurde dem DLW jedoch nie er- teilt, wie sich kurz darauf herausstellte. Offiziell wurde verkündet, dass Prora nur als Zwischenstation für einen Weitertransport nach Göhren dienen sollte. Von dort aus sollte dann ein "touristischer Inselbe- trieb" eingerichtet werden.

Als erste Maschine verließ die erst am 11.03.2004 angelieferte Lok 7 auf einem Straßentieflader das Betriebswerk Putbus. Ihr folgten noch am selben Tag die 53 Mh und am 05.05.2004 die 99 4801. Die Anfangs nicht genehmigten Transporte wurden begleitet durch erhebliche Medienpräsenz und aufge- brachte Mitarbeiter der RüKB. In den Folgetagen wurde durch Guttweins Spedition noch der erfolglose Versuch unternommen, die derzeit im DLW weilende Dampflok 99 784 in Richtung Prora abzutranspor- tieren. Darüber hinaus sollte die Diesellok V51 901 an eine Museumsbahn in Baden-Württemberg ver- kauft werden.
Mittlerweile hatten sich bereits der Landkreis und das Land in die sich zuspitzende Situation einge- schaltet, da man - nicht nur hier - einen Ausverkauf der Fahrzeuge befürchtete. Vorausgegangen war auch, dass Guttwein bereits im März alle Fahrzeuge der RüKB begutachten ließ.

Am 06.05.2004 stellte das Land dann einen Insolvenzantrag gegen die RüKB, da Guttwein sich wei- gerte, die bereits zu van Engelens Zeiten aufgestellte Rückforderung von ca. 600.000 Euro Fördergel- dern (nicht erfolgte Gleissanierung im Herbst 2003) auszugleichen. Offiziell verkündete der Landkreis Rügen nun, für den Fall einer Insolvenz eine Auffanggesellschaft für den Rasenden Roland gründen zu wollen. Guttwein sah sich nach eigenen Angaben hingegen einer "kalten Enteignung" durch Land und Landkreis ausgesetzt. Darüber hinaus verkündete er offiziell, zum Zeitpunkt des Kaufs der RüKB nicht ausreichend über die Höhe der Verbindlichkeiten unterrichtet gewesen zu sein. Infolgedessen weigerte er sich auch weiterhin, den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen.

Parallel hierzu lief der Insolvenzantrag weiter. Am 11.05.2004 verkündete Guttwein der versammelten RüKB-Belegschaft, dass er den Verkehrsvertrag mit dem Land M-V gekündigt hätte und der Geschäfts- betrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt werde. Betriebsbedingt sollten daher alle Mitarbeiter in den Folgetagen ihre Kündigung erhalten. Zeitgleich nahm Guttwein erste, jedoch erfolglose Verhandlungen mit dem Landkreis Rügen über eine Veräußerung der RüKB auf. Der Landkreis machte eine sofortige Wiederinbetriebnahme der Bahn für eine Fortführung der Verhandlungen zur Bedingung. Zwischenzeitig widersprach das Land der vertragsgemäß unzulässigen Kündigung des Verkehrsauftrages und bestand auf eine Wiederinbetriebnahme des Betriebes bis zum 25.05.2004.

Am Nachmittag des 14.05.2004 erließ Guttwein dann die Anweisung, für den Folgetag (Eröffnung des sanierten Kleinbahnhofes Binz) eine Lokomotive und einige Reisezugwagen nach Binz zu verbringen. Aufgrund des eingestellten Geschäftsbetriebes konnte jedoch keine betriebsfähige Lok aus Putbus ge- stellt werden. Per Straßentieflader wurde daher die 99 4801 aus Prora nach Binz gebracht, ihr folgten 3 Wagen aus Putbus.
Am 15.05.2004 wurden dann unter erheblicher Anteilnahme der Öffentlichkeit 2 Zugpaare zwischen Binz und Göhren gefahren. Lok und Wagen verblieben anschließend "kalt" in Göhren.

Der öffentliche Druck nach einer Wiederaufnahme des Zugbetriebes wuchs stetig an, doch Guttwein weigerte sich weiterhin, einen Inselbetrieb ohne Erfüllung seiner Forderungen gegenüber Land und Land- kreis aufzunehmen. Erst Tage später erging die Anweisung an den örtlichen Betriebsleiter, die notwen- digen Genehmigungen für die entsprechende Herrichtung der ehemaligen Einsatzstelle Göhren einzu- holen, um von dort aus "touristische Züge" fahren zu lassen.

Völlig überraschend erfolgte dann kurz darauf, am 21.05.2004, die Rückabwicklung des Kaufvertrages wegen Nichterfüllung. Vollstreckungsversuche gegen Guttwein persönlich und seine mithaftenden Unternehmen EBG sowie WAB waren in den vorausgegangenenTagen erfolglos geblieben. Unmittelbar nach der Rückabwicklung wurde am 22.05.2004 bereits mit der Wiederherstellung des unterbrochenen Gleisabschnittes bei Serams (km 42,6) begonnen.
Am Nachmittag des Folgetages konnte dann unter Anwesenheit der Landesbahnaufsicht die bauliche Abnahme erfolgen. Als erster Zug passierte anschließend die 99 4801 mit dem "Göhrener Leerzug" den wiederhergestellten Abschnitt. Am Morgen des 24.05.2004 wurde schließlich der fahrplanmäßige Be- trieb des Rasenden Rolands um 5:20 Uhr wieder aufgenommen. Damit endete die in der Geschichte der Kleinbahn bislang einmalige Situation eines fast 4 Wochen stillliegenden Betriebes.

Betrieb
Am 29.05.2004 wurde der vorgesehene Verdichtungsfahrplan in Kraft gesetzt. Auf dem Abschnitt Put- bus - Binz verkehren die Züge von morgens bis abends im annähernden Stundentakt . Auch der Verkehr nach Lauterbach Mole wurde wieder aufgenommen. Der verdichtete Fahrplan gilt noch bis einschließlich 05.09.2004.

Im Einsatz befinden sich derzeit die Lokomotiven 99 4632 (Bj. 1914), Aquarius C (Bj. 1939, Traditions- zug), 99 782 (Bj. 1953), 99 783 (Bj. 1953) und V51 901 (Bj. 1964).

In Kürze werden in Putbus wieder die 4 Reisezugwagen der BVO Fichtelbergbahn aus dem gemein- samen Fahrzeugpool zur Verstärkung des Fuhrparks erwartet. Bereits im vergangenen Jahr wurden die Fahrzeuge auf der Kleinbahnstrecke eingesetzt. Unmittelbar nach Auslieferung werden die für den Be- trieb auf Rügen erforderlichen Mittelpuffer-Kupplungen ein- und die vorhandenen Scharfenberg-Kupplungen ausgebaut.

Mitte Mai wurde der vom Dampflokwerk Meiningen aufgearbeitete Reisezugwagen \"Panoramic 2000\" (zweiachsig) in Putbus wieder auf Kleinbahnschienen gesetzt. Nach erfolgter Abnahme durch die Lan- desbahnaufsicht steht das Fahrzeug (Eigentum: W. Seidensticker, Bielefeld) dann für Sondereinsätze zur Verfügung.

< Aktuelle News

 

Archiv-Übersicht 2004 >

© 1999-2004 Bahnaktuell - Alle Rechte vorbehalten.
Links auf externe Seiten spiegeln nicht die Meinung des Verantwortlichen dieser Website wieder.